Hundesport und faire Erziehung
Hundesport und faire Erziehung
Diesen Artikel von Bart Bellon zum Thema Hundeausbildung wurde in einer holländischen Hundesportzeitschrift veröffentlicht.
Wir finden, dass der Artikel es wert ist, auch auf unserer Seite veröffentlicht zu werden, da wir dem Inhalt zustimmen und auch immer wieder mit den angeführten Problemen konfrontiert werden. Sogenannte "Fachleute" wie z. B. Hundeflüsterer, Hundepsychologen, moderne Trainer... meinen immer alles besser zu wissen und stellen das Fachwissen von erfolgreichen Hundesportlern und Trainern aus der Praxis ständig in Frage.
Dennoch weisen wir darauf hin, dass wir im Geisterschloss stets bemüht sind, unsere Hunde fair auszubilden. Die Lernmethoden sind human, tierfreundlich aber auch effizient.
Hier nun der Beitrag von Bart Bellon:
Es ist an der Zeit, dass die übergreifenden Organe wie z. B. die FCI, SV, KNPV, usw. die komplette Geschichte erzählen "wie Hunde lernen", selbst wenn diese Geschichte nicht gut rüber kommt und sich nicht gut verkauft.
Um in den Hundesportprogrammen, mit oder ohne Schutzdienst, mit Erfolg zu starten, müssen die Hunde mit positiven Verstärkern (= Belohnung von richtigen Verhalten) und mit negativen Verstärkern (= ein leichter negativer Reiz, der aufhört, wenn der Hund das macht, was ich will) sowie mit aversiver Stimulation (= ein ausreichend unangenehmer Reiz während des unerwünschten Verhaltens) und mit Korrekturen (= ausreichend unangenehmer Reiz, wenn ein Hund bekanntes, angelerntes Verhalten nicht ausführt) umgehen können. Diese Regel gilt auch im täglichen Leben.
Der Hund ist nun mal ein "Super-Egoist". Den einzigen Beweggrund, den er hat, etwas zu tun ist der, seine eigene Situation zu verbessern!
Nun müssen wir uns die Frage stellen, ob wir dem Hund etwas abgewöhnen oder etwas neu anlernen möchten.
1. LERNEN
Dies geht mit zwei Systemen: positive Verstärkung oder negative Verstärkung
Positive Methode: Für den Hund ist es stets angenehm, wenn er das erwünschte Verhalten zeigt (= positive Belohnung). Zeigt der Hund das gewünschte Verhalten nicht, wird das ignoriert. Erst wenn er wieder das macht, was wir wollen, wird er belohnt.
Negative Verstärkung: Macht der Hund nicht, was wir von ihm wollen, versuchen wir ihn mit einem leichten unangenehmen Reiz zum gewünschten Verhalten zu bringen. Wenn der Hund das Richtige macht, hört der unangenehme leichte Reiz sofort auf.
Korrektur: Wenn der Hund bereits gelerntes Verhalten nicht ausführt, fügen wir ihm einen ausreichend unangenehmen Reiz zu, nachdem der Hund ein bereits gelerntes Verhalten nicht ausführt.
2. ABGEWÖHNEN
Unerwünschtes Verhalten wegloben oder ignorieren funktioniert, so schade es ist, leider nicht. Unerwünschtes Verhalten kann nur mit einem ausreichend unangenehmen Reiz unterdrückt werden. Es ist eine Tatsache, dass Hundetraining mit der ausschließlich positiven Methode ausgezeichnet in einer sterilen, reizarmen Umgebung funktioniert. Problematisch wird es erst, wenn die Ablenkung stärker ist, als die Motivation. Wenn wir David Copperfield wären, könnten wir zu jeder Zeit eine Motivation aus unserer Tasche zaubern, die stärker wäre, als die Ablenkung. Aber die Realität sieht anders aus.
Die großen Damen und Herren, die unsere Hundesportverbände leiten, müssen damit aufhören, nur eine Seite der Medaille ins rechte Licht zu rücken.
Die positive Geschichte alleine ist ein Märchen, das viele gerne hören. Die Realität zeigt uns aber, dass bis zum heutigen Tag noch kein einziger von diesen "Al Qadia! Positivsten" auf sportlicher Ebene etwas bewiesen hat. Dagegen können wir viele Teams nennen, die an der Spitze laufen durch die Kombination von JA und NEIN.
Lasst es mich so formulieren: Wie so oft kommt es auch hier auf die "Dosierung" der negativen Verstärker und der der Korrekturen an. Wir sind zur Erkenntnis gekommen, dass ein Hund kein Mensch ist und immer noch eine starke Rudelordnung nötig hat. Auch müssen wir Menschen wieder akzeptieren, dass in der Hundewelt der unangenehme Reiz (Biss) zu einer Rangordnung im Rudel führt und sofort durch den Vierbeiner verstanden wird. Wir müssen also sehr vorsichtig sein, wenn wir tierisches Verhalten mit menschlichen Gefühlen vergleichen. Der Mensch hat kein Problem, die menschlichen Gefühle gegenüber Pferden zu distanzieren. Jeder kennt das "Beißstück" im Maul eines Pferdes, welches durch die Zügel mit dem Reiter in Verbindung steht. Stellt euch vor, euren Hund so zu steuern...
Auch das Bild eines Reiters (jung/alt - Mann oder Frau) der dem Pferd die Sporen gibt oder das Tier mit einem kurzen Klaps mit der Peitsche anspornt, ist für den Menschen völlig normal. Kein Hahn kräht danach. Allerdings sind Pferde auch zu groß, um bei uns auf dem Sofa zu liegen. Aufgrund der Größe käme kaum jemand auf die Idee, ein Pferd zu vermenschlichen.
Es ist unfair, im Hundesport ausschließlich die positiven Methoden zu propagieren, denn nur diese allein werden niemals Erfolg haben (weder im Sport noch im Alltag).
Wichtig ist, dass im Training auch über die negativen Reize und auch über die manchmal unumgänglichen Korrekturen gesprochen wird.
Lernmethoden müssen trotzdem human, tierfreundlich aber auch effizient sein!